Die meisten bekannten Würfelspiele zielen darauf ab, irgendwelche Zahlenkombinationen zu würfeln um damit Punkte zu sammeln. Inzwischen gibt es aber auch viele Würfelspiele, die farbige Sechsseiter zum Hauptakteur machen, wie z.B. Qwixx, das zum Spiel des Jahres 2013 nominiert war.
Farbwürfel hingegen kommen häufig nur in Kinderspielen zum Einsatz und sind in Familien- bzw. Erwachsenenspiel fast gar nicht vertreten. Einer der Gründe, warum Würfelland vom Nürnberger Spielkartenverlag direkt mein Interesse geweckt hat.
Zumal Würfelland als offizieller Nachfolger von Träxx gehandelt wird, dem ich zu Beginn meiner Bloggerkarriere einen Beitrag gewidmet habe und dass ich bis heute gerne spiele.
Gaben bei Träxx noch Karten die relevanten Farbfelder vor, wird bei Würfelland jetzt von Runde zu Runde mit Farbwürfeln gewürfelt mit dem Ziel als erster 9 Schätze auf einer bunten Landkarte zu erreichen und zudem noch alle Gebiete einer Farbe zu erkunden.
Würfelland - Ein bisschen Risiko muss sein
Würfelland besteht aus 4 doppelseitigen abwischbaren Spielplänen, die viele bunte Gebiete in sechs Farben zeigen, wobei jedes der Gebiete aus mehreren Sechsecken besteht. Je zwei Felder jeder Farbe zeigen Sterne und stellen die begehrten Schätze dar. Hinzu kommen die namensgebenden Würfel - 6 an der Zahl, die alle ebenfalls die sechs Farben des Spielplans zeigen (gelb, orange, rot, blau, grün und grau).
Zu Spielbeginn erhält jeder Teilnehmer einen wasserlöslichen schwarzen Stift und einen Spielplan. Vor Spielbeginn muss sich jeder Mitspieler entscheiden, mit welcher Spielplanseite er die Partie bestreiten möchte, denn die Vorder- und Rückseiten der Spielpläne sehen alle unterschiedlich aus.
Jeder Spielzug gliedert sich in zwei Phasen: 1. Phase: Würfeln Der Startspieler würfelt mit allen sechs Würfeln und muss daraufhin eine Farbe auswählen, die er im aktuellen Zug nutzen möchte. Die passenden Würfel legt er beiseite. Nun hat er die Wahl:
- entweder er würfelt mit den restlichen Würfeln weiter, in der Hoffnung noch mehr Würfel derselben Farbe zu erhalten oder
- er nutzt alle bereits zur Seite gelegten Würfe und wechselt in Phase 2.
- Es dürfen nur Felder markiert werden, die an bereits markierte Felder angrenzen. Dabei ist zu beachten, dass jeder Spielplan auch sechs schwarze Gebiete (Hindernisse) zeigt, die nicht angekreuzt werden dürfen. Zu Spielbeginn zeigt ein Kreuz im mittleren Bereich des Spielplans den Ausgangspunkt der „Expedition“.
- Pro Farbe darf stets nur ein Gebiet aktiv sein, d.h. es muss zunächst ein Gebiet einer Farbe komplett abgeschlossen werden, bevor ein weiteres Gebiet derselben Farbe genutzt werden darf. Es ist jedoch möglich in einem Zug ein Gebiet einer Farbe zu beenden und ein neues Gebiet derselben Farbe zu beginnen, vorausgesetzt diese grenzen beide an bereits markierte Felder (siehe Regel 1).
- Wenn einem Spieler mehr Würfel einer Farbe zur Verfügung stehen als er nutzen kann, dann darf gar keine Felder ankreuzen.
Jeder Mitspieler darf sich ebenfalls eine Farbe aus den übrigen Würfeln auswählen und auf dem eigenen Spielplan verwenden. Danach werden die Würfel weitergegeben und der nächste Spieler beginnt mit Phase 1 seinen Zug. Gelingt es einem Spieler einen Schatz (=Stern) zu markieren, bekommt dieser einen Schatzwurf außerhalb der Reihe. Hierfür dürfen 5 Würfel einmalig geworfen werden und aus dem Ergebnis eine Farbe zum Ankreuzen verwendet werden, der sechste Würfel verbleibt zur Übersichtlichkeit beim aktiven Spieler.
Wer einen Schatz gefunden hat, muss dies zur Übersichtlichkeit auf dem unteren Teil seines Spielplans (Infoleiste) markieren. Sobald ein Spieler mind. 9 Schätze gefunden hat und auch alle Gebiete einer Farbe erkunden konnte endet das Spiel sofort und dieser Spieler gewinnt eine Partie Würfelland.
Würfelland - Das neue Träxx?
Auf den ersten Blick hat Würfelland tatsächlich einige Ähnlichkeit zu Träxx, welches ich bereits eingangs erwähnt hatte. Nach dem ersten Spiel aber stellt man schnell fest, dass die beiden Spiele bis auf die Optik nicht wirklich viel gemein haben. N
icht nur, dass die Karten durch Würfel ersetzt wurden und somit jeder Spieler von Runde zu Runde andere Farben nutzen kann, sondern auch die unterschiedlichen Spielpläne tragen dazu bei, dass sich Würfelland für mich ganz anders anfühlt als Träxx.
Bei Träxx ist es (fast) egal, wie viele Leute mitspielen, da alle die gleiche Karte als Vorlage nutzen und versuchen das Beste daraus zu machen. Der Aufschrei ist auch stets groß, wenn ein Spieler als erster eine der hohen Zahlen am Spielfeldrand erreicht, da dieser die volle Punktzahl erhält und alle danach nur noch die Hälfte.
Dieser Effekt entfällt nun bei Würfelland komplett, geht es doch hier nicht darum möglichst viele Punkte zu sammeln, sondern eher darum den gewählten Spielplan gut zu lesen und die besten Wege zu den Schätzen zu finden. Das erschließt sich nicht unbedingt beim ersten Spiel, wo vieles noch willkürlich erscheint.
Bei Würfelland gewinnt derjenige, dem es gelingt Optionen freizuschalten und auch die paar Würfel aus den Runden der Mitspieler geschickt einzusetzen. Wer nicht alle Farben nutzen kann oder auch stets nur Gebiete ohne Stern markiert, der wird Würfelland nicht gewinnen können … Würfelglück hin oder her.
Glück spielt bei Würfelland eine nicht zu unterschätzende Rolle, das haben Würfel nun so an sich. Dessen sollte man sich stets bewusst sein. So ist es auch möglich, dass man zusehen muss, wie die Mitspieler einen großen Wurf nach dem anderen machen und man selbst stets nur 2 oder 3 Würfel nutzen kann. Bei Träxx war man diesem Glück nicht ganz so ausgesetzt, konnte sich dort aber auch eher selbst den Weg verbauen, was einem bei Würfelland in der Regel nicht so leicht passiert.
Auch wenn es darum geht Schätze zu finden, ist Würfelland ein rein abstraktes Spiel ohne Thema, dem auch die Spielanleitung Rechnung trägt. Man hätte es tatsächlich etwas thematischer einkleiden können, so spreche ich weiter oben von Erkunden und die Regel lediglich von Ankreuzen, aber der Verlag hat ein Gutes daran getan es für das zu verkaufen, was es tatsächlich ist.
Die Verpackung von Würfelland ist jedoch perfekt: hier hat alles seinen Platz, keine Augenwischerei bei der Packungsgröße. Und dazu liefert der Schachteldeckel direkt ein Würfelbrett mit, ist dieser doch mit Filz ausgekleidet. So stell ich mir Spielverpackungen vor und dafür erhält der Nürnberger Spielkartenverlag ein großes Lob. Auch dass man die Chance genutzt hat nicht nur 4 unterschiedliche Spielpläne zu drucken, sondern auch deren Rückseiten zu nutzen finde ich ausgezeichnet.
Die Regeln sind verständlich und mit vielen Beispielen versehen. Jedoch wird ein Punkt meines Erachtens nicht detailliert genug beschreiben: wenn man nämlich in einem Zug ein Gebiet einer Farbe abschließen kann und direkt ein anderes der gleichen Farbe beginnen gilt dies nicht als Fehlwurf. Hier hätte man noch einen erklärenden Satz hinzufügen können. Das gleiche gilt für das Überwürfeln, hier fehlt meiner Meinung die Ergänzung, dass die anderen Spieler sehr wohl eine der andere Farben für sich nutzen dürfen, auch wenn der aktive Spieler überwürfelt hat.
Trotz aller Kritik ist es immer noch ein kleines spannendes Würfelspiel, das meiner Meinung nach ein wenig mehr zu bieten hat als Träxx und auch etwas mehr verzeiht als der Vorgänger, denn hier ist es nicht ganz so einfach sich komplett den Weg zu verbauen.
Mir persönlich gefällt es jedoch am besten zu zweit, denn hier kommt der Wettlauf-Gedanke am besten zum Tragen. Hier bin ich dann auch gewillt die Schatzwürfe regelkonform zu nutzen.
Wer nach einem kleinen und einfachen Würfelspiel sucht, das mal anders läuft als Zahlen a la Kniffel zu würfeln, der sollte sich Würfelland auf jeden Fall mal ansehen.
Vielen Dank an die Marketingabteilung von NSV für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Würfelland!