Manchmal kommen Spiele in einer kleinen, unauffälligen Box daher und hinterlassen auf dem Tisch doch mächtig Eindruck ... so auch das Tiefseeabenteuer von Oink Games.
Die Verpackung ist miniiiiii im Vergleich zu den gängigen Spielen, dafür steckt aber richtig viel Spiel darin. Bereits 2016 auf Deutsch erschienen gilt dieses kleine Spiel als absoluter Geheimtipp und ist auch bei mir erst vor kurzem so richtig eingeschlagen.
Inzwischen hatte ich schon diverse Male die Gelegenheit dieses Kleinod auf den Tisch zu bringen und was soll ich sagen ... die Luft wird knapp und trotzdem treibt einen die Gier in die Tiefe.
Tiefseeabenteuer - Der Reiz der Tiefe
Beim Tiefseeabenteuer starten alle Spieler im gemeinsam gepachteten Bootchen. Dieses wird in die Tischmitte gelegt, die Spielfiguren darauf platziert und der zunächst unscheinbare rote Marker auf die 25 gelegt. Unterhalb des Bootes werden alle Entdeckungschips beginnend mit den 1ern (dreieckig), über die 2er (viereckig) und 3er (fünfeckig) bis hin zu den 4ern (sechseckig) verdeckt in einer schönen Reihe untereinander platziert. Die runden Plättchen mit den Kreuzen werden zunächst in einem Stapel beiseitegelegt.
Der Startspieler wird ausgelost und darf direkt mit beiden Würfeln beginnen. Wichtig zu wissen: die Würfel zeigen je 2x die Augen 1, 2 und 3. D.h. man kann mit ihnen max. die Zahl 6 würfeln.
Wer gewürfelt hat, darf sich nun mit seinem Männchen in die Tiefen wagen um nach Schätzen zu tauchen. Dabei muss man stets so viele Felder weit ziehen, wie die Würfelaugen zeigen. Landet man auf einem Entdeckungschip hat man zunächst zwei Möglichkeiten:
- Entweder man lässt das Plättchen einfach liegen, oder
- man legt dieses unbesehen vor sich und ersetzt es durch eines der zu Beginn beiseitegelegten runden Plättchen.
Der nächste Spieler (es wird im Uhrzeigersinn gespielt) darf nun würfeln und ebenfalls den Gang in die Tiefe wagen. Bereits durch Mitstreiter besetze Felder werden hierbei jedoch nicht mitgezählt und übersprungen. Landet man auf einem Feld mit rundem Plättchen hat man ab sofort auch die Möglichkeit hier einen bereits eingesammelten Entdeckerchip wieder abzulegen … und spätestens jetzt sehe ich fragenden Gesichter vor mir ;-).
Wie eingangs erwähnt gibt es noch den unscheinbaren roten Marker auf Feld 25 des Bootes. Dieser rote Marker zeigt den Sauerstoffvorrat der Taucher an. Sobald ein Spieler an der Reihe ist verbraucht dieser zu Beginn seines Zuges immer erstmal Sauerstoff und zwar in Höhe der Anzahl bereits gesammelter Entdeckerchips. Ein Spieler mit zwei gesammelten Chips verbraucht somit pro Runde zwei Sauerstoff (von 25!). Und nicht nur das: vom Würfelergebnis wird ebenfalls die Anzahl der bereits eingesammelten Chips abgezogen, d.h. man wird mit jedem Schatz langsamer.
Einmalig hat man die Möglichkeit umzukehren und zurück zum Boot zu tauchen, aber auch auf dem Rückweg hat man nach wie vor die Möglichkeit Entdeckerchips einzusammeln bzw. loszuwerden. Wer es ins Boot schafft bevor der Sauerstoff komplett verbraucht ist, darf seine bis dato gesammelten Entdeckerchips behalten und umdrehen um zu sehen wie erfolgreich der Tauchgang war.
Alle Spieler, die es nicht ins Boot geschafft haben ertrinken leider und lassen ihre Schätzchen auf den Meeresgrund (Ende der Reihe) fallen. D.h. alle anderen Schätze werden in 3er Stapeln dort am Ende der Reihe aufgetürmt und gelten ab sofort als ein Schatz.
Die Strecke nach unten wird für die Folgerunde jedoch kürzer, denn alle runden Entdeckerchips werden nun einfach aus der Strecke entfernt und die wertvolleren Schätzchen rücken in vermeintlich greifbare Nähe. Beginnen darf die neue Runde der Spieler, der zuletzt am tiefsten war. Der Sauerstoff wird wieder auf 25 gesetzt und los geht's.
Nach drei Tauchgängen ist Schluss und der Spieler mit den wertvollsten Schätzen gewinnt.
Tiefseeabenteuer - Wenn einer umkehrt ...
Zugegeben, dass erste Tiefseeabenteuer kann schon ganz schön frustrierend ausgehen. Nicht selten passiert es nämlich, dass es keiner der Mitspieler in den 3 Runden wieder ins Boot schafft. Aber zum Glück ist Tiefseeabenteuer schnell gespielt und der Ehrgeiz lässt da gerne nochmal ein oder zwei Runden folgen.
Wer denn bereits in der ersten Runde schon ein Schätzchen mit an Bord bringen konnte, der wird sich zwar nicht entspannt zurücklehnen können, hat aber doch schon einen ganz guten Vorsprung. Interessant zu beobachten ist dann in Folgerunden auch stets die Bereitschaft mehr Risiko einzugehen um doch an bessere Schätze zu gelangen. Und sobald einer den Weg zurück zum Boot antritt läuft beim ein oder anderen der kalte Schweiß die Stirn herunter.
Man fühlt sich stets beengt um die Brust, wenn der Sauerstoff im Boot knapp wird und bibbert bei jedem Würfelwurf, ob es denn noch klappen mag. Mehr Spannung in so kurzer Zeit geht nicht!
Die Mechanismen bei Tiefseeabenteuer sind meiner Meinung auch sehr schön verzahnt. Die Idee, dass Ballast in Form der Entdeckerchips den Taucher verlangsamt ist durchaus nachvollziehbar und auch die Tatsache, dass man mit Ballast mehr Sauerstoff verbraucht. Auch, dass die Strecke mit jeder Runde kürzer wird ist durchaus reizvoll. Und vielleicht hat der ein oder andere Taucher in der Vorrunde auf halber Strecke einen wertvollen Chip zurückgelassen, in der Hoffnung das Boot doch noch rechtzeitig zu erreichen, der nun ganz reizvoll auf einen neuen Besitzer wartet.
Die Streuung der Schätze sollte zu Beginn allen Spielern erläutert werden, denn im oberen Bereich kann man auch schonmal ein 0er Plättchen erwischen, wobei es ganz unten bis zu 15 Punkte zu holen gibt. Wer es dann tatsächlich schafft in Runde 3 einen der fetten 3er Stapel einzufahren und damit zurück zum Boot zu kommen, der ist nicht nur ein hohes Risiko eingegangen und hatte damit verdammt viel Glück, sondern hat vermutlich das Spiel für sich entschieden.
Außer es tauchen alle mit in die tiefsten Tiefen und nicht ein einziger Mitspieler kehrt vorzeitig um.
Kritiker behaupten, dass ein Spieler der stets früh zurückkehrt, dem Spiel seinen Reiz nimmt. Für mich ist das lediglich ein Ausgleich: Würfel ich regelmäßig hohe Zahlen komme ich weit, aber manchmal würfelt man halt nur 2en und kommt nur an billige Chips. Dann bietet es sich nun mal an, den anderen durch das frühzeitige Auftauchen Druck zu machen. Ich finde das toll und bisher gab es auch in meinen Spielerunden diesbezüglich noch keine Klagen!
Tiefseeabenteuer macht in allen Besetzungen großen Spaß, auch wenn ich inzwischen dazu übergangen bin in Partien zu zweit jeweils ein Plättchen von jeder Sorte unbesehen in die Spielschachtel zurückzulegen, da es sonst passieren kann, dass man bis Spielende nicht annähernd in die Nähe der 4er Schätze kommt. Bei mehreren Spielern ist der Weg nach unten durch zu überspringende Felder einfach kürzer.
Die Regeln sind vorbildlich und lassen keine Fragen offen und selbst Fragen, die ich mir nie gestellt hätte werden beantwortet. Zugegeben der Preis für dieses spielerische Kleinod erscheint verhältnismäßig hoch. Dafür bekommt man aber auch qualitativ ein mehr als ordentliches Paket präsentiert: die Pappteile ins extrem stabil und die Schätze steigen mit der Tiefe in ihrer Wertigkeit, was auch durch die Farbe (Bronze, Silber und Gold) repräsentiert wird. Die Taucher sind kleine Holzmännchen mit Taucherhelm und das Boot ist ebenfalls sehr gut gelungen. Und ist das Spiel erstmal auf dem Tisch ausgebreitet nimmt es tatsächlich auch mehr Platz ein, als man zunächst vermutet hätte.
Auch hier sollte man sich nicht täuschen lassen. Alles passt in die kleine Box und es bleibt wenig Luft, genauso muss Spielverpackung sein! Die Größe der Verpackung lässt Tiefseeabenteuer übrigens immer wieder in meiner Tasche verschwinden und wird regelmäßig mit zu den unterschiedlichsten Treffen genommen, denn auch Wenigspieler finden Gefallen an solch einfachen aber dennoch taktischen Spielen.
Tiefseeabenteuer ist somit eine absolute Empfehlung also für alle, die an einem klein wenig Würfelglück gepaart mit Nervenkitzel und taktischen Überlegungen genauso Gefallen finden wie ich.
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