Als ich im letzten Jahr meine Vorbereitungen für die Spiel in Essen traf, war ich hochschwanger. Es war klar, dass ich nicht dorthin fahren würde und so musste ich die Auswahl der Spiele, die ich mir von dort mitbringen lassen würde auf ein Wesentliches reduzieren. Codenames wurde vorbestellt und war eines von gerade mal 8 Spielen, die mir meine Freunde mitbrachten. Denn bereits letzten Herbst hatte ich das Gefühl, das in der doch recht kleinen Packung etwas ganz Großes stecken könnte. Ich wurde nicht enttäuscht: zwar haben sich bisher nicht so viele Gelegenheiten ergeben, aber das Spielprinzip ist genial und einfach zugleich. Warum Codenames meiner Meinung zu Recht zum Spiel des Jahres 2016 gekürt wurde erfahrt Ihr im nun folgenden Beitrag.
Codenames - Auf der Suche nach den Geheimagenten
Bei Codenames spielen zwei Agententeams gegeneinander. Ihr Ziel ist es möglichst schnell Kontakt zu allen eigenen Agenten herzustellen ohne dabei dem Attentäter über den Weg zu laufen. Hierzu werden zunächst 2 Geheimdienstchefs ernannt und zwei möglichst gleich große Teams gebildet (rot und blau). Die Geheimdienstchefs werden an eine Seite des Spieltischs gesetzt, die Teammitglieder auf die andere Seite. Zwischen ihnen werden nun 25 Wortkarten (Agentenkarten) im 5x5 Raster ausgelegt. Zusätzlich erhalten die Geheimdienstchefs eine Codekarte: auf dieser ist dargestellt, welche der 25 Karten ihrem Team angehören (
Agenten der eigenen Farbe), welche Karten
unbeteiligte Zuschauer darstellen und wo sich der
Attentäter versteckt. Das Startteam (farblich auf der Codekarte markiert) muss 9 Agenten finden, das andere Team 8.
Ablauf: Abwechselnd geben die Geheimdienstchefs ihren Ermittlerteams Hinweise bzgl. der Agenten im Team. Der Hinweis darf nur aus einem
einzigen Begriff bestehen, der möglichst viele Agentenkarten zusammenfasst und gleichzeitig die gegnerischen Karten und insbesondere den Attentäter ausschließt. Gar nicht so einfach!! Hinzu kommt noch die Anzahl der Karten, die der genannte Begriff umfasst. Hier ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Märchen 3 >> gesucht sind die Worte
König,
Königin und
Schuh. Nun hat das Team die Möglichkeit sich zu beraten. Sobald es sich auf eine Karte geeinigt hat, wird diese vom Geheimdienstchef umgedreht.
- Ist es ein gegnerischer Agent ist diese Runde beendet und das gegnerische Team an der Reihe. Das gleiche gilt für unbeteiligte Zuschauer.
- Ist es hingegen ein eigener Agent, so kann weiter geraten werden. Vorausgesetzt man hat noch Rateversuche. Diese gibt nämlich die Anzahl vor, die der Geheimdienstchef genannt hat. Jedes Team hat stets einen Rateversuch mehr als angesagt. So kann man z.B. auch noch Agenten aus vorangegangenen Runden finden.
- Auch wenn man richtig geraten hat, kann ein Team jederzeit seine Runde freiwillig beenden. Z.B. wenn Unsicherheit besteht und man sich lieber absichern möchte für die Folgerunde.
Damit man eine Vorstellung davon gewinnen kann, wie kompliziert es ist mehrere Agentenkarten in einem Wort zusammenzufassen hier ein
frei gewähltes Beispiel:
- Rotes Team: Elf, Berliner, Frankreich, Batterie, Erde, Nacht, Strand, Optik und Spion
- Blaues Team: Kapelle, Gang, Iris, Tau, Leben, Wasser, Riese und Forscher
- Der Attentäter versteckt sich hinter dem Wort "Pflaster".
Sobald ein Team alle seine Agenten gefunden hat, ist das Spiel gewonnen. Sollte trotz aller Vorsicht der Geheimdienstchefs der Attentäter gewählt werden, ist das Spiel sofort beendet und das gegnerische Team gewinnt.
Codenames - verzwicktes Spiel mit Sprache und Wortschatz
Die Jury ist in diesem Jahr ein Risiko eingegangen mit der Ernennung von
Codenames zum
Spiel des Jahres. Im Vergleich zu vielen Jahren davor handelt es sich hierbei meines Erachtens nämlich nicht um ein Familienspiel. Aber das ist nicht unbedingt schlecht. Denn es heißt ja "Spiel des Jahres" und nicht "Familienspiel des Jahres" und es gibt auch viele Familien mit bereits heranwachsenden Kindern im Teenie Alter die gerne spielen und genauso reine Erwachsenenrunden, die Spaß daran haben auch mal Neues auszuprobieren. Zudem gibt es ja im Gegensatz zu früher inzwischen auch noch das Kinderspiel des Jahres. Im Vergleich zu anderen Spielen, bei denen es darum geht Worte zu erraten, ist Codenames sicherlich deutlich ruhiger. Zumindest in den Spielerunden, in denen ich das Spiel bisher ausprobieren konnte. Es geht nicht darum möglichst schnell Begriffe zu finden und wild in der Gegend herumzuschreien. Ziel ist es vielmehr die richtigen Begriffe zu finden und durchaus auch strategisch zu handeln. Also nicht das übliche Partyspiel a la TABU! Spielspaß und -Lust fallen hier auch stets mit den Geheimdienstchefs: hier sind ein großer Wortschatz und Kreativität gefragt. Denn wer es nicht schafft zumindest zweimal im Spiel mehr als ein Wort zusammenzufassen, der hat schon so gut wie verloren. Die Ausstattung des Spiels ermöglicht eine unfassbare Anzahl unterschiedlicher und abwechslungsreicher Runden. Mit 200 Wortkarten, die auch noch beidseitig bedruckt sind und 40 Codes ist die Varianz schier unermesslich. So wird sicherlich nie ein Spiel dem anderen gleichen. Die Wortkarten sind doppelt beschriftet (einfach und auf dem Kopf), um sie sowohl von Geheimdienstchefseite als auch von Teamseite ohne Probleme lesen zu können. Für Spiele zu zweit oder zu dritt liefert die Spielregel zudem Varianten. Meiner Meinung nach macht Codenames aber erst ab 6 Personen so richtig Spaß, da sich hier die Teams auch beraten können und man regelrecht Rauch aus allen Köpfen steigen sieht. Für den Herbst ist eine neue Variante von Codenames angekündigt:
Codenames Pictures. Die Spannung ist groß und ich werde auch dieses Spiel wieder für die Messe in Essen vorbestellen ... und dieses Mal auch persönlich entgegennehmen können ;-).
Spieleinfo Alter: 14+ Spieleranzahl: min. 2 Spieldauer: 15+ min Verlag: Heidelberger Spielverlag Erscheinungsjahr: 2015 Preis: ~ 17 EUR