Jedes Jahr im Frühjahr nominiert die
Spiel des Jahres Jury drei Spiele aus den vielen hundert Neuerscheinungen und es bleibt spannend welches Spiel das Rennen macht. Doch auch ein Blick auf die
Empfehlungsliste (mit ca. 5 - 7 Titeln) hält stets Spannendes bereit und ist für mich oft die bessere Anlaufstelle für tolle Spiele.
So auch wieder in diesem Jahr. Gerade bei den Nominierten zum Kinderspiel des Jahres habe ich etwas Bauchschmerzen und daher habe ich mich mehr auf die empfohlenen Spiele fokussiert. Besonders gut hat mir dabei das Spiel
Verfuxt von
Game Factory gefallen und wie sich schnell herausgestellt hat auch meiner Tochter.
Verfuxt liefert eine Mischung aus
Memory gepaart mit
Würfelglück und
analytischen Denkansätzen. Ein schönes Spiel, das durchaus seinen Platz auf der Empfehlungsliste zum Kinderspiel des aktuellen Jahres verdient hat. Es geht darum aus einer Reihe verdächtiger Füchse, die sich in der Stadt herumtreiben, denjenigen zu finden, der in der Nacht zuvor das wertvolle goldene Ei geklaut hat. Alle Füchse zeichnen sich durch 3 Merkmale aus und es gilt zusammen die passenden Hinweise und somit auch Fuchs zu finden, bevor dieser in seinem Bau verschwindet und das Ei endgültig verloren ist.
Verfuxt - Besser Hinweise suchen oder Verdächtige finden?
Zu Spielbeginn wird der Spielplan in der Tischmitte ausgelegt. Dieser ist in ein Raster aus vielen kleinen Quadraten aufgeteilt, auf denen im Laufe des Spiels sowohl der Fuchs voranzieht als auch die Spieler (dargestellt durch Detektivhüte) auf die Suche nach Hinweisen gehen. Diese Hinweise (insgesamt 12) werden zunächst verdeckt an verschiedenen Stellen des Plans ausgelegt. In die Mitte kommen Spielfiguren. Der Fuchs wird an das obere Ende des Spielplans, an den Beginn eines vorgegebenen Fuchspfades gestellt.
Die 16 Verdächtigen (Karten mit weißer Rückseite) werden verdeckt um den Spielplan herum verteilt und zwei beliebige davon aufgedeckt. Zuletzt wird noch der Kartenstapel mit den 16 Dieben (rote Rückseite) verdeckt gemischt und eine davon in den sogenannten Fuchs-Scanner gesteckt (hierzu mehr im weiteren Verlauf). Dabei darf kein Mitspieler die Vorderseite zu sehen bekommen!
Reihe um wird nun mit 3 Würfeln gewürfelt. Die Würfelseiten zeigen entweder ein
Auge (für Verdächtige) oder ein bzw. zwei
Pfoten (für Hinweise).
Wer am Zug ist muss zunächst ansagen was er in dieser Runde vorhat:
Hinweise suchen oder einen
Verdächtigen aufdecken.
Danach darf der Spieler bis zu dreimal würfeln.
- Zeigen alle Würfel Augen und der Spieler wollte einen Verdächtigen finden, so darf er nun eine der noch verdeckt ausliegenden Karten umdrehen.
- Zeigen alle Würfel Pfoten und der Spieler wollte Hinweise suchen, so darf er nun mit seiner Spielfigur entsprechend viele Felder auf dem Spielplan vorrücken. Gezogen werden darf nur horizontal oder vertikal. Landet die Spielfigur am Ende des Zuges auf einem Hinweisfeld, darf der Spieler den Hinweis aufdecken und in den Fuchs-Scanner stecken.
- Passt das Ergebnis nicht zur Ansage oder zeigen die Würfel verschiedenen Symbole schreitet der Fuchs drei Felder auf seinem Fuchspfad voran und kommt so seinem Ziel immer näher.
Die Hinweise zeigen 12 verschiedenen
Gegenstände die der gesuchte Fuchs möglicherweise bei sich hat. Jeder Fuchs zeichnet sich jedoch nur durch genau 3 Gegenstände aus! Eine Aussparung im Hinweis zeigt nun entweder ein grünen Punkt oder einen weißen. Ist es ein "grüner" Hinweis, wissen die Detektive, dass der gesuchte Fuchs diesen Gegenstand bei sich trägt, bei einem "weißen", dass er diesen nicht bei sich trägt.
Alle Spieler überprüfen nun
gemeinsam die bereits aufgedeckten Verdächtigen und schließen auf Grund der bereits gewonnenen Erkenntnisse mögliche Verdächtige aus. Diese landen wieder in der Spielschachtel. Auf diese Weise werden immer mehr Hinweise aufgedeckt und mögliche Verdächtige aussortiert.
Beispiel: Es wird ein Hinweis aufgedeckt, der einen Schirm zeigt. 2 der 5 offen liegenden Verdächtigen haben einen Schirm bei sich. Der Hinweis ist weiß. Somit werden die beiden Verdächtigen mit Schirm aus dem Spiel genommen und die Zahl der verdächtigen Füchse reduziert sich.
Ziel ist es mit Hilfe der Hinweise die Zahl der Verdächtigen auf einen zu reduzieren und somit den gesuchten Dieb zu finden. Doch oft ist der Fuchs schneller und die Gruppe ist gezwungen aus einer meist geringen Anzahl Verdächtiger den richtigen zu tippen, denn sobald der Fuchs den Fuchsbau erreicht, hat er gewonnen und das Spiel ist verloren.
Verfuxt - Hier müssen alle zusammenarbeiten
Verfuxt hat mich vom ersten Auspacken an überzeugt. Denn es gibt wenige
Deduktions-Kinderspiele für 5-Jährige. Auch hier spielen Gedächtnis, Würfelglück und Laufspiel eine gewichtige Rolle, wie in vielen anderen Kinderspielen auch. Aber selten müssen Kinder ihre Figuren auf einem Rasterfeld fortbewegen. Das ist im ersten Moment gar nicht so einfach, denn in der Regel kennen Kinder nur Spiele mit vorgegebenen Wegen.
Das Spielmaterial weiß durch und durch zu überzeugen. Der Spielplan ist mit hellen Farben sehr schön gestaltet und die Spielfiguren (Fuchs und Detektivhüte) aus stabilem Plastik. Jedoch liebäugle ich bereits damit die Hüte gegen Hühnerfiguren auszutauschen. Die fristen nämlich ein ungeliebtes Dasein im von mir nicht ganz so geliebten Kiki Ricky und hätten hier eine wirklich sinnvolle Aufgabe! Die Würfel sind relativ klein, aber erfüllen ihren Zweck.
Auch die Karten mit den Verdächtigen/Dieben sind sehr freundlich gestaltet - nette Füchse eben, von denen einer ein Ei geklaut hat. Das hätte thematisch auch düsterer gestaltet werden können, ist es aber zum Glück nicht. Was mich wieder zurück zur
Kritik am nominierten Mysteriösen Wald bringt. Hier basiert die Grafik nämlich auf einer Comicvorlage für Kinder/Jugendliche ab 10 Jahre!
Die Hinweise sind ausreichend groß und passen perfekt in den
Fuchs-Scanner, der eindeutig der
Hingucker in diesem Spiel ist. Nicht nur ein nutzloses Gimmick, sondern ein Gerät, das wirklich eine tolle Funktion hat. Jede Diebeskarte zeigt einen Namen und 3 Punkte. Ohne den Scanner sind diese nicht wirklich hilfreich. Aber mit Hilfe des Scanners und den Hinweisen können auf diese Weise jedem Verdächtigen genau drei Gegenstände zugewiesen werden. Eine super Idee! Kinder lieben den Scanner und als Erwachsener muss man da schon manchmal dazwischen gehen, sonst sind Handgreiflichkeiten bei der Bedienung nicht ausgeschlossen. Also die
goldene Regel: Wer den Hinweis aufdeckt, darf auch den Scanner bedienen!!
Alle Spielmaterialien sind im Spieleinsatz gut einsortiert und aufgehoben und fliegen im Gegensatz zu vielen anderen Kinderspielen nicht einfach so in der Spielschachtel herum.
Deduktion in Spielen mag ich persönlich nicht ganz so gerne, musste jedoch lernen, dass sich dies wohl auf Erwachsenenspiele beschränkt. Zusammen mit Kindern, die ihre ganz eigene Denkweise haben und für die die gewonnenen Erkenntnisse richtiger Detektivarbeit gleichkommen macht Deduktion richtig viel Spaß und Freude. Hier kann man regelrecht zusehen, wie neue Synapsen entstehen und gewonnene Erkenntnisse über Zusammenhänge im nächsten Spiel ausgereifter verwertet werden - Würfelglück hin oder her.
Sind die ersten Partien
Verfuxt gespielt und gewonnen kann der Schwierigkeitsgrad erhöht werden indem der Fuchs nicht nur drei, sondern vier oder sogar fünf Felder pro Fehlwurf voranschreitet. Jüngere Spieler hingegen dürfen 2 Verdächtige aufdecken, wenn sie 3x das Auge würfeln.
Der Verlag
Game Factory hat sich darauf spezialisiert ausländische Kinder- und Familienspiele für den deutschen Markt zugänglich zu machen und so wundert es nicht, dass dieses Spiel nicht das einzige ist, das dieses Jahr auf den Empfehlungslisten gelandet ist … Bitte weiter so!
Spieleinfo
Alter: 5+ (mit Erwachsenen)
Spieleranzahl: 2 - 4
Spieldauer: 20 - 30 min.
Verlag: Game Factory
Erscheinungsjahr: 2017 (dt.)