Friedemann Friese ist schon lange als Spieleautor tätig und schafft es immer wieder mich zu überraschen. Nicht etwa, weil seine Spiele super einfallsreich sind, sondern weil er gekonnt bekannte Mechanismen neu vermischt und damit ganz tolle neue Spielideen kreiert.
So auch im neu erschienenen Fabelsaft, das auf der Spielemesse in Essen relativ weit oben im Publikums-Ranking gelandet ist. Nicht etwa, weil die Ideen in Fabelsaft so neu sind (obwohl auf der Spielschachtel fett angeprangert), sondern weil Fabelsaft einfach wieder gekonnt Bekanntes mixt.
OK, das Thema ist wohl wirklich weit hergeholt: da ist eine Tierbande im Dschungel im Wettstreit darum, die leckersten Smoothies zu mixen.
Fabelsaft - Erst sammeln/tauschen/klauen, dann den Saft mixen
Zu Beginn des ersten Fabelsaft-Spiels erhält jeder Spieler 2 Fruchtkarten vom gemischten und verdeckten Fruchtstapel (insgesamt gibt es 5 verschiedene Früchte). Hinzu kommen die Ortskarten 1 - 6, die nach Nummern sortiert auf dem Tisch bereitgelegt werden. Jeder dieser Ortskartenstapel besteht aus genau 4 Karten und zeigt eine Aktion und eine Fruchtkombination. Die restlichen Ortskarten werden in einem riesigen Stapel ebenfalls sortiert bereitgelegt (beginnend mit Nr. 7). Jeder Spieler wählt eine Tierfigur (aus Holz) und das dazu passende Tierplättchen. Wer am Zug ist setzt zunächst seine eigene Tierfigur auf eine der offen ausliegenden Ortskarten. Stehen dort bereits Figuren anderen Mitspieler, so muss man diesen je eine Frucht aus der Hand schenken (vorausgesetzt man hat überhaupt welche). Auf den Ortskarten kann man nun zwei verschiedene Dinge tun:
- Die Aktion des Ortes nutzen: Jeder Ort hat seine ganz eigene Funktion, die jeweils genau beschrieben ist (und falls nicht, hilft ein Blick in das beiliegende Fabelsaft-Glossar). Zu diesen Funktionen zählen unter anderem das Nachziehen, Tauschen oder auch Klauen von Fruchtkarten. oder
- Einen Fabelsaft mixen: Besitzt Du alle erforderlichen Früchte, die auf der Ortskarte angegeben sind, so kannst Du diese an Dich nehmen und als Fabelsaft (Rückseite) auslegen. Danach kommt eine neue Ortskarte (die oberste vom Ortskartenstapel) ins Spiel und damit evtl. auch eine neue Aktionsmöglichkeit. Sollte ein neuer Ort gezogen werden, der noch nicht ausliegt, dann beginnt man einen neuen Ortskartenstapel.
Der Spieler, der zuerst eine fest definierte Zahl Fabelsäfte gemixt hat, gewinnt das Spiel. So reichen z.B. bei 3 Spielern schon 4 Fabelsäfte für den Gewinn.
Fabelsaft - Die nächste Runde bitte, ich will sehen was da noch kommt!
Soweit so gut ... hört sich ja gar nicht so spannend an, denkt da der ein oder andere. Der Witz bei Fabelsaft: man fängt nicht jedes Spiel wieder mit den Ortskarten 1 - 6 an, vielmehr lebt dieses Spiel. Soll heißen, die Ortskarten des vorangegangenen Spiels bilden die Startauslage für das kommende Spiel. Und da insgesamt 59 verschieden Ortskarten mitgeliefert werden, sind da viele unterschiedliche Startkonstellationen möglich. So ist garantiert, dass kein Spiel dem anderen ähnelt und es jedes Mal aufs Neue gilt, die optimale Strategie herauszuarbeiten. Will man versierten Quellen glauben, dann reichen die Karten für mind. 20 Partien (vermutlich in Vollbesetzung). Zu dritt haben wir es in 2 Partien bis zur Ortskarte 9 gebracht, d.h. es kamen gerade mal 3 neue hinzu. Schnell gespielt ist Fabelsaft auch, nach ca. 25 Min ist eine Partie zu Ende ... und dann kommt die nächste. Denn nichts ist spannender als zu sehen, welche Ortskarten denn da noch so kommen werden und welche Gemeinheiten sich dahinter zum Teil verstecken. Fabelsaft ist kein nettes Spiel. Zwar hört es sich im ersten Moment ganz nett an - jeder sammelt ein paar Früchte und dann werden die Säfte gemischt. Aber spätestens ab der zweiten Partie wird klar: hier wird nicht nur einfach nebenher gesammelt. Der Interaktionsgrad ist hoch, denn fast jede zweite Aktion besteht darin, Karten mit Mitspielern gegen deren Willen zu tauschen, oder noch schlimmer, von Ihnen zu klauen. Klar ist: Fabelsaft macht umso mehr Spaß, je mehr mitspielen. Denn erst bei 5 Spielern, wird es so richtig eng auf dem Spielplan und man muss öfter mal in den sauren Apfel beißen und eine seiner Früchte verschenken, um an eine reizvolle Aktion zu kommen. Dafür ist aber auch die Anzahl der potenziellen Opfer höher! ;.) Die Regeln von Fabelsaft sind schnell erklärt, da sich das Meiste ja aus den Aktionskarten ergibt. Und da diese sukzessive ins Spiel kommen, muss man nicht alles von Anfang an erklären. Jede neue Ortskarte wird einfach einmal vorgelesen, sobald sie ins Spiel kommt. Und sollte es Fragen geben, so kann man im ausführlichen Glossar nachblättern. Manche Ortskarten machen auch im ersten Moment nicht ganz so viel Sinn. Da heißt es einfach abwarten, denn garantiert kommt 1 oder 2 Orte später die passende Funktion dazu. Materialtechnisch ist Fabelsaft ausgereift. Die Karten und auch das restliche Material sind höchster Standard und die Grafiken auf den Ortskarten herzallerliebst. Zur Verwaltung der Ortskarten werden Tütchen mitgeliefert. Eine für Karten, die nicht mehr im Spiel sind, eine für Karten die noch kommen und eine für die Karten, die die aktuelle Ortsauslage bilden. Werden diese noch beschriftet, dann steht der Verwaltung zukünftiger Partien nichts im Wege. Ich selbst habe noch nicht alle Ortskarten durchgespielt, bin mir aber sicher, dass das Spiel nach einem kompletten Durchgang nicht in der Ecke landet. Denn jedes Spiel läuft anders und beim nächsten Mal fliegen andere Ortskarten früher raus als andere. Fabelsaft hat mich auf der ganzen Linie überzeugt. Endlich mal wieder ein Kartensammelspiel, das richtig Freude macht und die Spannung aufrechterhält. Auch dank der relativ kurzen Spieldauer einer Partie. Dieses Spiel werde ich ab sofort jedem Spieleneuling empfehlen, denn es ist sowohl für Familien als auch für Erwachsenenrunden bestens geeignet
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Spieleinfo Alter: 8+ Spieleranzahl: 2 - 5 Spieldauer: