Vor etlichen Jahren habe ich einen super Review zu For Sale gesehen und wollte das Spiel direkt haben. Jedoch musste ich dafür teuer Geld in die Hand nehmen, um die damals hervorragend ausgestattete Version von Eagle Gryphon Games zu kaufen, da es dieses wirklich ausgesprochen schöne Spiel zum damaligen Zeitpunkt auf dem deutschen Markt nicht gab.
Nachdem Iello das Spiel in Frankreich vor einigen Jahren neu veröffentlich hat und es dann kurz danach auch im deutschen Vertrieb bei Hutter erhältlich war, war ich überglücklich. Leider hielt die Freude nicht lange - For Sale verschwand recht schnell wieder von der Bildfläche.
Dieser Tage erscheint nun eine Neuauflage beim kleinen SPIEL DAS! Verlag und ich hoffe diesmal schafft For Sale dauerhaft den Sprung in die Spielerherzen, denn diese kleine Bietspiel kann man nur zu Recht als kurz knackige ALTERNATIVE zum langatmigen Monopoly anpreisen.
For Sale - Erst kaufen, dann verkaufen
For Sale ist ein relativ simples Spiel, in dessen Kern es um den Kauf und Verkauf von Immobilien geht.
Diese Immobilien werden durch Karten mit den Werten 1 - 30 dargestellt und in Phase 1 des Spiels zum Kauf angeboten. Zur Vorbereitung werden die Karten gemischt und verdeckt bereitgelegt. Zusätzlich erhält jeder Mitspieler Startkapital in Form von 1.000 Dollar Scheinen.
Phase 1 des Spiels besteht aus mehrere Auktionsrunden, in denen die Immobilien an den Mann/ die Frau gebracht werden. Die Auktionsrunden folgen stets dem gleichen Ablauf: Zu Beginn werden so viele Immobilien offen ausgelegt wie Spieler mitspielen. Jeder Spieler hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder ein Gebot abgeben oder passen.
- Der erste Spieler, der ein Gebot abgibt legt den Startpreis für die Auktionsrunde fest, ohne sich damit jedoch für eine konkrete Immobilie zu entscheiden. Der folgende Spieler der mitgeht muss das Gebot auf jeden Fall erhöhen.
- Entscheidet sich ein Spieler zu passen, dann nimmt er sich die niedrigste ausliegende Karte. Außerdem erhält die Hälfte seines bereits ausliegenden Gebots zurück, der Rest geht an die Bank. Der letzte Spieler in der Runde kann nicht passen. Er bekommt somit zwar die höchste Karte, muss dafür aber auch sein komplettes Gebot bezahlen. Dafür wird dieser aber auch Startspieler der Folgerunde.
Es folgen so viele Auktionsrunden bis alle Immobilien einen Besitzer gefunden haben. Abhängig von der Spielerzahl können hierbei einige Karten übrigbleiben, die unbesehen in die Spielbox zurückwandern.
Nun erfolgt der Verkauf der Immobilien in Phase 2.
Hier kommt der zweite Kartenstapel zum Einsatz, der Schecks mit den Werten 0 - 15.000 Dollar zeigt (jede Karte 2 Mal, 1.000 Dollar gibt es hier nicht). Auch diese Karten werden gemischt und bereitgelegt. Für jede Verkaufsrunde werden so viele Schecks offen ausgelegt wie Spieler mitspielen.
Alle Mitspieler legen eine Immobilien-Karte verdeckt von der Hand aus. Sobald dies geschehen ist, werden die Karten gleichzeitig aufgedeckt und die Schecks werden verteilt: Der Spieler mit der wertvollsten ausgespielten Immobilie (höchste Nummer) bekommt den höchsten Scheck, der Spieler mit der zweit wertvollsten den nächsten Scheck, usw. Danach erfolgt es die nächste Verkaufsrunde. Das geht so lange, bis alle Immobilien wieder verkauft wurden. Auch hier kann es vorkommen, das abhängig von der Spielerzahl nicht alle Schecks Verwendung finden.
Am Ende werden Schecks und übrige Münzen zusammengezählt. Wer in Summe das meiste Geld mit dem Immobilienhandel verdient hat ist der Gewinner. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der mehr Münzen besitzt.
For Sale - Gewinnmaximierung durch Bluff, Timing und ein bisschen Glück
For Sale hat mich direkt beim ersten Spiel überzeugt. Eine Runde mit "erfahrenen" Spielern dauert selten länger als 20 Minuten und die Regeln sind as simple as possible. Erst Häuser ersteigern und dabei möglichst geschickt investieren um dann in Phase 2 die Karten und Pokerfaces der Gegner gekonnt zu lesen, um möglichst viel aus Schrottimmobilien rauszuholen.
Klar hat hier auch wieder das Glück seine Finger im Spiel. Aber selten habe ich bei einem Spiel so viel Schadenfreude empfunden wie bei For Sale. Und zwar immer dann, wenn ich mit einer wertlosen Schrottimmobilie einen fetten Scheck kassierte. Denn dann entfaltet For Sale seinen vollen Reiz: Nicht immer muss schlecht gleich schlecht sein.
Jedem Spieler ist es selbst überlassen, ob er in einer Auktionsrunde mitgeht oder ohne Einsatz das billigste ausliegende Objekt nimmt. Geld hier zu sparen kann manchmal den entscheidenden Punkt zum Ende hin sichern. Aber ohne bissige Auktionen macht es auch keinen Spaß. Und so ist es als unbeteiligter Dritter durchaus amüsant zu beobachten, wie sich zwei Kontrahenten beim Kampf um das teure Schloss oder die Raumstation um Kopf und Kragen verausgaben.
Die Umsetzung von Iello ist gelungen. Die Grafik ist gewohnt sensationell, und es macht Spaß sich jede einzelne Immobilie genauer anzusehen. Auch die Aufbewahrung in der von Iello zum Standard auserkorenen Magnet-Klappbox für Kartenspiele ist hervorragend. Die Münzen hätten jedoch für meinen Geschmack etwas größer ausfallen können, da waren die Münzen von Eagle Gryphon schon griffiger.
Was mich jedoch am meisten stört ist die Qualität der Spielkarten. Leider nur Pappkarten, die kein Leinen-Finish haben, wie es eigentlich für Kartenspiele in diesem Preissektor Standard sein sollte. Hier wird sich erst noch zeigen müssen, ob diese dem Zahn der Zeit standhalten. Bei For Sale ist es vielleicht nicht ganz so tragisch, da man die Karten nicht dauerhaft auf der Hand hält, aber bei anderen Spielen könnte es hiermit Probleme geben (dazu dann im entsprechenden Beitrag mehr).
Die Anleitung ist verständlich geschrieben und sogar noch mit ausführlichen Beispielen versehen. Es ist auch noch eine Spielvariante enthalten, von der ich jedoch aktuell noch nicht so überzeugt bin. For Sale macht in seiner Grundvariante schon so viel Spaß, dass ich hier gar keine weitere Spielvariante brauche.
Alles in Allem ist For Sale ein großartiger kleiner Absacker, das zu Recht eine Neuauflage verdient hat und das hoffentlich ganz viele neue Fans findet. Hier sollte man bei der Kartenqualität ein Auge zudrücken und dennoch herzhaft zugreifen.