Der
Zoch-Verlag hat diesen
Spiele-Herbst meiner Meinung eine sehr gute Auswahl an neuen Spielen auf den Markt gebracht. Drei davon haben mir besonders gut gefallen und werden von mir im Laufe der kommenden Monate hier auf Brettspieler.de vorgestellt.
Den Anfang mache ich mit
Café Fatal, das mich auf den ersten und auch noch den zweiten Blick an ein Würfelspiel von Alea erinnert hat:
Las Vegas. Las Vegas zählt seit vielen Jahren zu einem gerngesehenen Gast an unserem Spieletisch und so hat Café Fatal auch direkt meine Neugier geweckt.
Sowohl Las Vegas als auch Café Fatal sind
Mehrheitenspiele, bei denen
Würfel die Hauptrolle spielen ... und auch sonst haben die beiden viel gemein. Aber lohnt es sich beide Spiele zu besitzen?
Café Fatal - Wo setze ich meine Würfel (zuerst) ein?
Zu Spielbeginn erhält jeder Mitspieler
6 Würfel (6-Seiter) in der eigenen Farbe. Der Spielplan bei
Café Fatal wird aus
kleinen quadratischen Plättchen (=Tische) zusammengesetzt, die Spielfeldgröße variiert abhängig von der Spielerzahl.
Aus einem kleinen Sack werden nun blind
Käse-, Pizza- und Blaubeerkuchen-Ecken gezogen und auf den Tischen verteilt - pro Tisch eine Ecke. Zuletzt würfelt der Startspieler noch zwei Würfel um zu bestimmen, welche zwei Tische noch zusätzliche Ecken bekommen (zu erkennen anhand der Zahlen in den oberen Ecken einiger Tisch).
Dann beginnt der Startspieler und würfelt mit all seinen Würfeln. Er muss sich für eine Zahl entscheiden und alle zugehörigen Würfel auf einen der Tische platzieren (die Zahlen in den Ecken spielen zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr). Dieser
erste Tisch ist zugleich der Startpunkt für die
weitere Ausbreitung auf dem Spielplan.
Der nächste Spieler an der Reihe kann seine Würfel nun ebenfalls irgendwo auf dem Spielplan einsetzten … gegebenenfalls auch auf dem gleichen Feld wie ein anderer Spieler zuvor. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Augen auf den Würfeln identisch den bereits platzierten sind oder nicht.
Ab sofort heißt es: Würfel mit anderen Zahlen müssen
benachbart zu eigenen bereits gesetzten platziert werden und Würfel mit Zahlen, die bereits platziert wurden, müssen zu ihren Kumpanen.
Nun sollte ich vielleicht erwähnen, dass es
Ziel des Ganzen ist, zum Rundenende (das übrigens eingeleitet wird, sobald alle Spieler alle Würfel platziert haben) möglichst viele Ecken einzusammeln. Jedoch sind
nicht alle Ecken gleich viel Wert: eine Käseecke bringt gerade mal einen Punkt, die Pizza schon zwei und für Blaubeerkuchen gibt es direkt schon fünf. Schafft man es ein ganzes Rad (bestehend aus 5 Ecken) zusammenzubekommen, verdoppelt sich der Wert gar. D.h. eine ganze Pizza liefert 20 Punkte, der Blaubeerkuchen fette 50.
Die Ecken auf einem Tisch bekommt der Spieler mit den
meisten platzierten Würfeln. Ist die Anzahl der Würfel identisch, so gehen die Ecken an den Spieler mit den höheren Augen. Herrscht auch hier Gleichstand, gehen alle beteiligten leer aus und die Ecken bleiben für die Folgerunde einfach liegen.
Gespielt wird solange, bis mindestens ein Spieler
am Rundenende min. 40 Punkte erreicht hat oder der Sack keine Ecken mehr für eine vollständige Bestückung der Tische hergibt. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Café Fatal - Großes Spiel in "kleiner" Verpackung
Vielleicht beginne ich direkt mal mit dem Vergleich zu
Las Vegas, das ich ja bereits eingangs (nicht grundlos) erwähnt habe:
- Wie auch Las Vegas ist Café Fatal ein Mehrheitenspiel, bei dem es Ziel ist, durch geschicktes Platzieren der eigenen Würfel an möglichst lukrative Plättchen zu kommen. Bei Las Vegas waren dies Geldscheine mit einer Streuung von 10.000 bis 90.000$. Bei Café Fatal gibt es „nur“ Käse, Pizza und Blaubeerkuchen.
- Auch wurden die Geldscheine von Runde zu Runde geheim gehalten, man wusste nur ungefähr wieviel jeder Spieler hatte. Bei Café Fatal ist die Information über gesammelte Ecken jedem offen zugänglich. Strategien lassen sich dadurch besser erkennen und gerne auch durchkreuzen.
- Bei Las Vegas hatte man auch die Chance als zweiplatzierter noch was abzusahnen, bzw. als lachender dritter vom Platz zu gehen, wenn die zwei Führenden gleichzogen. Bei Café Fatal heißt es: einer oder keiner und der eine bekommt alles.
- Kamen bei Las Vegas bei weniger als 5 Spielern noch Dummy-Würfel zum Einsatz, die man wiederwillig zur Not auch zum eigenen Nachteil platzieren musste, so wächst bei Café Fatal das Spielfeld abhängig von der Spielerzahl.
Und genau dieses
Spielfeld macht für mich auch den
großen Unterschied zu Las Vegas aus. Zu zweit stehen einem insgesamt nur 7 Tische zur Verfügung, da kann man sich schon kaum aus dem Weg gehen. Zu fünft wird es (wie auch bei Las Vegas) jedoch ziemlich eng auf dem Spielplan ... und das ist auch gut so.
Denn darum geht es im
Kern von Café Fatal und auch Las Vegas:
dem Gegner nur nicht die leckersten und lukrativsten Ecken überlassen. Und bekanntlich freut sich ja der dritte, wenn zwei sich streiten.
Café Fatal lebt von seinen immerwährenden Entscheidungen. Man hat (fast) immer die Wahl, ob man einen neuen Tisch besetzt oder seine Würfel auf einem Feld verstärkt. Verteidigung oder Angriff. Und welche Zahlen platziert man am besten wo? Ich kann mich locker eine einzelne 5 oder 6 platzieren, wenn die Mitspieler diese Zahlen schon auf anderen Feldern eingesetzt haben und mich damit nicht mehr angreifen können. Eine einsame niedrige Zahl wird da schnell mal zum Opfer. Jedoch kann es durchaus von Interesse sein so ein Opfer auf dem Spielfeld zu platzieren, um sich dafür andere Felder zugänglich zu machen.
Hier glänzt Café Fatal und hebt sich meiner Meinung nach deutlich von Las Vegas ab.
Das
Spielende ist in der Regel
nach 4-5 Runden eingeläutet, zu fünft sind es genau 4 Runden. Auch wenn das bedeutet, dass einer definitiv nicht Startspieler einer Runde wird. Ob das nun gut oder schlecht ist, da scheiden sich die Geister. Manch einer aus meiner Spielegruppe hätte lieber nie angefangen. Hat man doch später in der Runde den besseren Überblick, wo es noch lohnt einzusteigen oder sich sogar am anderen Ende des Spielplans auszubreiten, während sich die anderen um einzelne Tische kloppen. In der Zeit kann man dann nämlich seelenruhig ein um das andere Tischlein mit ein bis zwei Würfeln vereinnahmen.
Da ist man nach
ca. 30 Minuten Spieldauer gut bedient und einer weiteren Revanche-Runde steht nichts im Wege.
Grübler haben aber auch hier die Möglichkeit die Spieldauer entsprechend in die Länge zu ziehen. Mehr noch als bei Las Vegas, wo man ja zumindest durch die Zahlenwerte auf die einzelnen Casinos festgelegt war. Beim Spielaufbau habe ich mich übrigens bisher immer an die Vorgaben aus der Regel gehalten. Mir dämmert aber so langsam, dass es auch mal interessant sein könnte den Spielplan etwas anders auszubauen und damit strategisch noch enger zu stricken.
Wenn Autoren und Verlag jetzt behaupten, sie wären nicht von Las Vegas bzw. ... aber bitte mit Sahne inspiriert gewesen, fress ich nen Besen. Eine kleine Danksagung am Ende der Regel hätte hier nicht geschadet ;-).
Beim
Spielmaterial von
Café Fatal fällt zunächst mal die Größe ins Auge:
kleines Spielfeld, kleine Würfel und noch kleinere Käse-, Pizza- und Blaubeerecken.
Irgendwie fällt alles recht klein aus. Auch die Tatsache, dass es nur 3 Übersichtsplättchen gibt mutet seltsam an. Aber ehrlich gesagt braucht man die nur fürs erste Spiel, danach weiß man, welche Werte Käse, Pizza und Blaubeerkuchen haben. Das mit den
kleinen Komponenten mag den ein oder anderen stören. Ich find es praktisch. So kann ich nämlich alles in dem schwarzen Sack verstauen und problemlos überall mit hinnehmen, auspacken und losspielen.
Ok, ich gebe zu: Käse und Pizza passen ja ganz gut zusammen, aber Blaubeerkuchen als Nachtisch? Das
Thema wirkt bei Café Fatal etwas
aufgesetzt. Thematisch erscheint Las Vegas mit den Casinos und dem Geld schon stimmiger, aber dafür bietet Café Fatal ein bisschen mehr Denkarbeit.
Was mich nun endgültig zu meiner Eingangsfrage zurückzukehren lässt, ob es sich denn
lohnt Café Fatal in die Spielesammlung aufzunehmen, wenn man bereits Las Vegas besitzt: meiner Meinung nach ja, denn Café Fatal ist
keine blinde Kopie seines vermeintlichen Vorgängers, sonders weis durch den Gebietsmechanismus zu bestechen und sich dadurch stark genug abzugrenzen, so dass ein Kauf dieses kleinen Spiels jedem nur zu empfehlen ist, der Las Vegas auch schon mochte.
Café Fatal muss sich ganz sicher nicht vor seinem großen Bruder verstecken. Ganz im Gegenteil: Für mich hat die Areal-Komponente noch ein bisschen mehr Pfeffer und die Tatsache, dass ich die Komponenten im kleinen Säckchen verstaut überall mit hinnehmen kann ist ebenfalls ein nicht zu vernachlässigender Pluspunkt. Von der Sorte Spiel werdet ihr in den kommenden Wochen hier im Blog noch ein paar mehr zu sehen bekommen.
Und allen anderen kann ich sowieso nur empfehlen sich
Café Fatal für die nun bevorstehende kalte Jahreszeit zuzulegen. Das Spiel kann sogar zum Après-Ski wunderbar verstaut werden!
Mein Dank gilt erneut Frau Heiss für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Namen des Zoch-Verlags!
Spieleinfo
Alter: 8+
Spieleranzahl: 2 - 5
Spieldauer: 30 min
Verlag: Zoch
Erscheinungsjahr: 2017
Café Fatal wird es ab Januar 2017 auch bei
Spielend einfach in Breisach geben. Einfach mal reinschnuppern und anbeisen!